Erhebliche Differenzen
Zwischen den Grundpositionen der AfD und der katholischen Soziallehre besteht eine große Kluft. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche sozialethische Expertise. Insbesondere das „ethno-nationale Gesellschaftsverständnis“ und die ausgrenzenden Feindbilder der AfD sind mit der kirchlichen Sozialverkündigung unvereinbar.
Das Institut für Christliche Sozialwissenschaften Münster und das Zentrum der Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft in München haben die wissenschaftliche Studie auf Anregung der katholischen Kirche in den ostdeutschen Bundesländern angefertigt. Die Studie vergleicht Positionen des Grundsatz- und Bundestagswahlprogramms der AfD sowie Facebook-Aktivitäten und ausgewählte Reden von Parteifunktionären mit den Grundsätzen und Aussagen der Katholischen Soziallehre.
„Die AfD hat kein positives Verständnis von Verantwortung, Gerechtigkeit und Solidarität in einer global vernetzten Welt.“ Die Studie kritisiert die Verweigerung der AfD, sich mit den großen Zukunftsfragen der Globalisierung, des Klimawandels oder den veränderten familiären Realitäten auseinandersetzen. Geboten würden allenfalls rückwärtsgewandte leere Versprechen. Die Programmatik der Partei drehe sich um diffuse, undifferenzierte Feindbilder des Islams, der politischen Eliten, Europa und Gender. Entsprechend würden Vertreter der AfD mit populistischen Kommunikationsstrategien arbeiten. Strategische Tabubrüche, Verschwörungstheorien und antidemokratische Positionen kennzeichnen die Art und Weise ihrer Kommunikation. Zwar bekenne sich die Partei zur Religionsfreiheit und zur sozialen Marktwirtschaft, schränke aber etwa das Grundrecht der Religionsfreiheit für Muslime ein. Die wirtschafts- und sozialpolitischen Aussagen seien ein „unübersichtliches Gemisch aus marktliberalen und protektionistischen Forderungen“.
Scharf kritisieren auch die Autoren der Studie den Alleinvertretungsanspruch der AfD für den „Mut zur Wahrheit“. Diesen Anspruch müssen Christinnen und Christen entgegentreten. Die Suche nach Wahrheit muss die Freiheit der Anderen achten und ist im Geist des Respekts zu führen. Wahrheit, Frieden und Gerechtigkeit sind nicht im Schema von Freund und Feind zu finden.
Die vollständige Studie ist hier abrufbar.